Was soll ich um mein Leben rechten?
Ich hab' gewagt, hab' nicht gefragt,
ob's gut ist, wenn man alles wagt,
und ob die Taten Zinsen brächten!
Bequemer wäre es gewesen,
den Kopf zu senken, klug zu lächeln,
die Knie verrenken, Demut
fächeln
und kein verbotenes Buch zu lesen.
Die Möglichkeit stand häufig offen,
sich wirklich gut und weich zu betten,
den eigenen schönen Kopf zu retten
und auf Beförderung zu hoffen.
Ich bin den anderen Weg gegangen.
Verzeiht - es tut mir gar nicht leid,
obwohl es elend steht zur Zeit.
Wird keiner um sein Leben bangen,
der weiß, wozu er es verwendet,
bedachte, was sein Glaube wiegt.
Er hat am Ende doch gesiegt,
und wenn er auf der Richtstatt endet!
Die Jahre
vorher und die Tage-
nicht ihre Zahl, nur ihr Gehalt -
läßt trotzen jeglicher Gewalt,
gewährt uns Kraft in schwerster Lage!
Es leben manche hundert Jahre,
das heißt, sie schlängeln sich dahin.
Gegönnt sei ihnen ihr Gewinn
und eine schöne Totenbahre.
Ich habe heute viel verloren,
wer weiß, verliere noch den Kopf.
Doch tauscht' ich nicht mit solchem Tropf,
und würd' ich noch einmal geboren!
Ich ahnte, wie die Feinde seien,
erhoffte nie ein leichtes Spiel.
Doch was ich will, ist viel zu viel!
Was soll ich um mein Leben schreien?
Richard Zach
"Wir wissen wofür"
Sprechstück von Dieter Braeg
Leben und Werk des österreichischen Widerstandskämpfer